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Windows 7 Mainboardtausch

05.09.2010 von Stefan Ganz (0 Kommentare)

Theoretisch problemlos. Theoretisch...

Leistungsindex

Der Entschluss zum Mainboard-Upgrade kam relativ spontan. Eigentlich machte zunächst hauptsächlich die Grafikkarte durch Leistungsenpässe auf sich aufmerksam. Daher war der erste Schritt, die schon etwas angestaubte Geforce 8600GT durch eine schnellere Radeon HD5770 zu erstetzen.

Der erwartete Leitungszuwachs war zwar spürbar, jedoch nicht überwältigend, wodurch sogleich das Board ins Visier genommen wurde. Bisher hatte es seine Dienste ganz zufriedenstellend gemeistert, aber auch für Gelegenheitszocker wie mich ließ der Spielfluss bei immer mehr Spielen leider zu wünschen übrig. Bei genauerem Hinsehen offenbarte sich auch recht schnell, dass das ASRock 775Dual-VSTA leider weder das Potential der Grafikkarte noch das des Speichers oder das des Prozessors vollständig ausschöpfte.

Im Detail heißt das, dass der PCI-Express-Bus nur 4 Lanes anstatt (von der Grafikkarte unterstützten) 16 Lanes zur Verfügung stellt. Der Speicher taktete trotz richtiger Einstellung im BIOS nur mit 2x200 MHz anstatt 2x333 MHz und der Intel Core2Duo E6300 lief zwar wunderbar mit seiner freigegebenen Frequenz von 1.86 GHz, ließ aber maximal eine Übertaktung von 4 MHz zu. Wer den Prozessor kennt weiß, dass er relativ problemlos auch mit 2.8 MHz oder mit entsprechend guter Kühlung auch mit 3.5 MHz läuft. Last but not least erkennt das Board nur 3,3 GB Speicher - 700 MB dümpelten also bisher ungenutzt vor sich hin, obwohl mein 64-bit Windows 7 diese gut hätte gebrauchen können.

Also fiel die Entscheidung leicht, auch noch das Board in seinen wohlverdienten Ruhestand zu schicken und durch ein leistungsfähigeres Exemplar zu ersetzen. Die Wahl fiel dabei auf ein Gigabyte EP43-UD3L.

Aus alten Upgrade-Aktionen unter verschiedenen Windows-Versionen bis einschließlich Windows XP war mir aus eigener Erfahrung bekannt, dass ein Mainboardwechsel immer mit Problemen behaftet ist. Insbesondere dann, wenn der Hersteller des Chipsatzes auch noch wechselt - und genau das stand mir bei diesem Wechsel auch bevor. Das ASRock-Board hat einen VIA-Chipsatz, das Gigabyte-Board einen Intel-Chipsatz.

Nun weiß ich aber auch, dass Windows 7 offenbar weniger Probleme mit Chipsatzwecheln hat als seine älteren Vorgänger. Daher ging ich optimistisch an die Sache ran.

Sicherheitshalber deinstallierte ich die alten Chipsatztreiber und auch so ziemlich alle anderen Treiber, die ich im Gerätemanager unter "Systemgeräte" fand. Das sollte mich später viele Stunden kosten, aber im Nachhinein ist man bekanntlich immer schlauer.

Der Fehler war vermutlich, dass ich auch das "Microsoft ACPI-konforme System" deinstalliert habe. Ob es das alleine war, kann ich leider nicht mehr wirklich sagen, aber wenn ich mich richtig erinnere, brachte die Deinstallation sämtliche Eingabegeräte - also vor allem die Maus und die Tastatur - zum Stillstand, wodurch ich das alte System nur noch durch Drücken des Ausschalters zu einem halbwegs geordneten Herunterfahren bewegen konnte.

Danach gings dann ans Basteln: altes Board ausgebaut, Prozessor und Speicher auf das neue Board umgezogen und selbiges wieder ins Gehäuse verschraubt und mit allen Anschlüssen verkabelt.

An dieser Stelle sei vielleicht noch erwähnt, dass das Gigabyte Board nur noch mit einem IDE-Anschluss ausgestattet ist. Für meine restlichen Platten bzw. DVD-Laufwerke baute ich deshalb noch einen zusätzlichen PCI-IDE-Controller ein. Für die Windows 7 SATA-Platte konnte ich unter großzügigen 8 SATA-Anschlüssen auswählen.

Nachdem alles an seinem Platz saß, kam dann der spannende Moment: press the button!

Der PC lief wie erwartet an und als erstes warf ich einen Blick ins BIOS. Dieses erfreute mich sogleich mit weitaus umfangreicheren Einstellungsmöglichkeiten als das ASRock-Board. Die wichtigsten Parameter stellte ich ein und dann kam die Bewährungsprobe.

Der Windows-Bootloader ließ mich wie gewohnt Windows 7 auswählen und für einen Moment sah auch noch alles gut aus. Dann allerdings kam das System nicht über das Windows 7-Logo hinaus. Ein kurzes blaues Aufflackern offenbarte für den Bruchteil einer Sekunde noch den verhassten Bluescreen, bevor das System neu startete. Diese Prozedur ließ sich beliebg oft wiederholen.

Also musste Plan B greifen, der aber im Prinzip auch nur daraus bestand, Windows im abgesicherten Modus zu starten (missglückt), Windows zu reparieren (missglückt), Windows von der Installations-CD zu starten (missglückt, da der externe IDE-Controller irgendwie nicht booten wollte) und Windows über die Wiederherstellungskonsole in einen früheren Zustand zu versetzen (ebenfalls missglückt).

Was also tun - ohne bootbares CD-Laufwerk, ohne Reparaturergebnisse?! Über die Startprotokollierung konnte ich immerhin herausfinden, dass der Überltäter die Treiber-Datei classpnp.sys war. Eine Google-Suche brachte tausende Ergbnisse, nur leider keine brauchbaren. Es blieb nur die Erkenntnis, dass andere Leute dasselbe Problem hatten und letztendlich offenbar nur eine Windows-Neuinstallation half.

So schnell wollte ich aber nicht aufgeben. Nach mehreren erfolglosen Stunden baute ich dann das alte Board nochmal ein und Windows fuhr anstandslos wieder hoch.

Nun begann ich, die Treiber nicht nur zu deinstallieren, sondern stattdessen die Windows-Standard-Treiber auch wieder zu installieren. Das führte ich für alle Geräte aus, die auch nur im entferntesten etwas mit VIA zu tun hatten, besonders wichtig war aber sicherlich der Chipsatztreiber und die Treiber für die VIA-Geräte unter "Systemgeräte" (z.B. VIA-PCI-Bridge, etc).

Dann freute ich mich darauf, das alte Board nochmal ausbauen und das neue einbauen zu dürfen. Das sollte hoffentlich vorerst das letzte Mal gewesen sein.

Nach dem Einschalten folgten einige bange Sekunden, die sich in große Erleichterung wandelten, als der Rechner diesmal über das Windows-Logo hinaus bootete und Windows nach einigen Sekunden stabil und in alter Frische lief.

Was lernen wir daraus? Windows 7 verarbeitet einen Chipsatzwechsel in der Tat weitaus problemloser als seine Vorgänger - vorausgesetzt, man deinstalliert seine alten Chipsatztreiber vor dem Umbau auch ordnungsgemäß.

Nach einigen letzten BIOS-Einstellungen und nochmals zwei zusätzlichen GB Speicher läuft das System nun wesentlich flotter als zuvor und das Arbeiten und gelegentliche Zocken macht wieder richtig Spaß.

Der Windows-Leistungsindex ist zwar sicherlich nicht der Benchmark der Dinge, zeigt aber schon deutliche Unterschiede:
 

  ASROCK 775Dual-VSTA
E6300 @1.9GHz
Geforce 8600GT
ASROCK 775Dual-VSTA
E6300 @1.9GHz
Radeon HD5770
GIGABYTE EP43-UD3L
E6300 @1.86GHz
Radeon HD5770
GIGABYTE EP43-UD3L
E6300 @2.2GHz
Radeon HD5770
Prozessor 4,9 4,9 5,0 5,4
Arbeitsspeicher 4,9 4,9 5,4 5,6
Grafik 5,5 7,2 7,3 7,4
Grafik (3D) 5,9 7,2 7,3 7,4
Primäre Festplatte 5,9 5,9 5,9 5,9

 
Mögen meine Erfahrungen denjenigen helfen, denen möglicherweise ein ähnlicher Umbau bevor steht.


Update 28.11.2010:

Heute bekam mein System nochmal einen deutlichen Performance-Schub durch den Austausch des E6300 mit einem Core2Quad Q8400.

Da zwei meiner vier DDR2-Speicherriegel bei 333 MHz FSB das System nicht booten lassen wollen, kann ich die CPU derzeit lediglich mit 2.6 GHz (8x325 MHz) statt 2.66 GHZ (8x333 MHz) laufen lassen, die neuen Werte sind aber schonmal durchaus zufriedenstellend:

 
  GIGABYTE EP43-UD3L
Q8400 @2.6GHz
Radeon HD5770
Prozessor 7,2
Arbeitsspeicher 7,2
Grafik 7,4
Grafik (3D) 7,4
Primäre Festplatte 5,9

Dabei habe ich auf FixYa.com die wertvolle Information gefunden, dass endlose kurze Beeps beim Einschalten nicht wie im Handbuch beschrieben auf einen "Power Error" schließen lassen, sondern auf einen RAM-Fehler.

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